Plagegeister

Oskar Conrad und Martin Sommer von »Hygra Schädlingsbekämpfung« im Einsatz.
Oskar Conrad (links) und Martin Sommer von »Hygra Schädlingsbekämpfung« im Einsatz. Foto: DOMUSIMAGES

Motten, Silberfische, Fruchtfliegen – die will kein Mensch haben. Aber gerade im Frühling vermehrt sich das Getier ganz fix und nistet sich sogar in Wohnungen ein.

Wenn aus dem Vorratsschrank eine Motte flattert oder eine Ameisenstraße durch die Küche verläuft, ist der Schreck groß. Was tun? Manche rücken den Krabblern mit Fliegenklatsche, Klebeband oder Insektenspray zu Leibe. Fürs erste mag das die Tierchen sogar vertreiben – aber die nächsten Exemplare kommen garantiert. Und: Die Chemie ist mit Vorsicht zu genießen.

Mathias Conrad, Chef der Firma »HYGRA Schädlingsbekämpfung« aus Broderstorf, arbeitet seit fast drei Jahrzehnten für die KundenCenter der WIRO. Er hat schon vielen Mietern eklige Mitbewohner vom Hals geschafft. Der Profi weiß, dass sich manche Menschen schwertun, Ungeziefer-Befall beim Wohnungsverwalter zu melden. Aus Angst, dass andere ihnen mangelnde Hygiene unterstellen, sagen sie lieber gar nix. »Das ist falsche Scham.« Denn meist ist nicht eine schmuddelige Wohnung schuld. Die Schädlinge suchen schlicht und einfach Schutz vor Kälte oder Nahrung – und nisten sich ein.

Wo es geht, arbeiten wir ohne Gifte
Also was tun, wenn man komische Tierchen in der Wohnung erspäht? Ein Blick auf die Schädlingsliste vom Umweltbundesamt ist nützlich, um herauszufinden, mit welcher Art man es zu tun hat. Tipps, wie man sie loswird, gibt es dort auch. Nicht immer tun Chemiekeulen not. »Wo es geht, arbeiten wir ohne Gifte«, erzählt Conrad. Bei Vorratsschädlingen suchen er und seine Männer mit Argusaugen nach der Ursache, also nach dem Eier- und Larvennest. »Wir wissen aus Erfahrung, wo und wovon die Tiere leben.« Zum Beispiel in einem alten Schoko-Weihnachtsmann, einer Tüte Nüsse oder im Staubsaugerbeutel. Bei manchen Schädlingen ist Eile geboten. »Da muss ein Profi ran, weil auch eine Gesundheitsgefahr droht.« Ratten gehören dazu. Verdreckte Müllplätze, Lebensmittel im Klo, Vogel- und Katzenfutter im Hof ziehen die Nager an. Oder die Lasius neglectus. Hinter dem lateinischen Begriff verbirgt sich die »vernachlässigte Ameise«. Seit Jahren suchen die braunen Tierchen Häuser im Rostocker Nordwesten heim, gründen dort Superkolonien und machen es den Schädlingsbekämpfern schwer: Haben die ein Volk erwischt, rückt das nächste ruck, zuck nach. »Vermutlich ist die Art mit exotischen Pflanzen nach Rostock eingeschleppt worden.«

Ein aktuelles Thema: Bettwanzen
Die kleinen Blutsauger galten in Deutschland fast als ausgestorben, seit ein paar Jahren kommen sie wieder öfter vor. »Menschen bringen sie aus dem Urlaub als blinde Passagiere im Gepäck mit.« Oder schleppen sie mit Flohmarktschätzen unabsichtlich in die eigenen vier Wände. Wenn man morgens mit roten Pusteln und Bissen auf der Haut aufwacht, könnten Bettwanzen dahinterstecken. Tagsüber verkriechen sie sich im Teppich und hinter Fußleisten, nachts wandern sie aus ihren Verstecken Richtung Bett und beißen zu. Sind die Plagegeister erstmal da, wird man sie auf eigene Faust nicht mehr los, warnt der Experte: »Bettwanzen gehen nicht von allein weg und Hausmittel helfen nicht. Bitte sofort den Wohnungsverwalter informieren.« Der beauftragt die Schädlingsbekämpfer. »Sonst kann sich der Befall auf benachbarte Wohnungen ausdehnen.« Bettwanzen ist schwer beizukommen, oft sind mehrere Einsätze nötig. Das Hygra-Team arbeitet mit einem kombinierten Verfahren aus Kontaktmittel und heißer Luft aus einem Heißdampfgerät. 50 Grad Celsius und mehr überlebt die Wanze nämlich nicht.

Schädlingsratgeber auf: www.umweltbundesamt.de