Frühstückspaten gesucht!

Barbara Strunz, ehrenamtliche Helferin, bei der Zubereitung des Frühstücks.
Heute schaute Ralf Zimlich (WIRO) gemeinsam mit Heike Witzel (Stadtwerke Rostock) und Karsten Pannwitt (OSPA) bei Barbara Strunz (im Bild) und Doris Gruhnert vorbei, um sich für die ehrenamtliche Arbeit herzlich zu bedanken. Foto: Holger Martens

Probleme sind dazu da, gelöst zu werden, sagt Helga Ketelhohn. Die Vorsitzende des Vereins »Gemeinsam für Groß und Klein« und eine Handvoll Ehrenamtler versorgen jeden Tag bis zu 90 Grundschüler aus dem Nordwesten mit einem kostenlosen Frühstück. Die WIRO, die OSPA und die Stadtwerke unterstützen mit dem gemeinsamen Projekt »Lernen, aber satt«.

 

Helga Ketelhohn hat es sich schon lange abgewöhnt, sich zu grämen. Über Eltern, die ihre Kinder mit leerem Bauch und ohne Pausenbrot in die Schule schicken. »Ich kann doch die Eltern nicht erziehen oder ändern. Ich kann nur dafür sorgen, dass die Kinder etwas zu essen bekommen.« Und das tut die Groß Kleinerin seit vielen Jahren in jeder Frühstückspause. Mit den anderen Ehrenamtlern vom Verein »Gemeinsam für Groß und Klein« verköstigt sie jeden Tag bis zu 90 Jungen und Mädchen von der Grundschule am Taklerring. Ab der Monatsmitte sind es mehr, sagt sie, weil das Geld in vielen Familien knapp wird. Die Frauen vom Verein kredenzen belegte Brote, bunte Obst- und Gemüseteller, manchmal gekochte Eier, Muffins oder Joghurt. »An Ostern und Weihnachten gibt’s immer noch was Schönes extra.« Die Lütten aus der ersten und zweiten Klasse essen am gedeckten Tisch, die Dritt- und Viertklässler bekommen einen Frühstücksbeutel, weil der Speiseraum zu klein ist für so viele Kinder. Vor 16 Jahren sprach Helga Ketelhohn im Börgerhus vor, weil sie ehrenamtlich helfen wollte. »Ich trat dem Verein bei. Eins kam zum anderen und als mein Vorgänger aufhörte, habe ich 2012 den Vorsitz übernommen.«

Frühstücksteller mit gesunden Zutaten.
Schülerfrühstück schmeckt, macht satt und ist gesund. Foto: Holger Martens

Heute ist die resolute Rostockerin 74 Jahre alt. Jeden Tag ein abwechslungsreiches Frühstück aufzutischen, ist manchmal ein Kunststück. Das beginnt beim kleinen, ehrenamtlichen Team. Wenn jemand krank ist, muss die Chefin oft selbst einspringen. Neue Freiwillige sind schwer zu finden. »Dabei geht es nur um zwei Stunden, morgens zwischen 8 und 10 Uhr. Ich wäre schon froh, wenn sich jemand für einen Tag in der Woche findet.« Sie zahlt sogar eine kleine Aufwandsentschädigung – so schwer das auch fällt. Denn der Verein lebt ausschließlich von Spenden. »Wir merken es alle im Portemonnaie: Die Lebensmittelpreise sind durch die Decke gegangen.«

Eine Hand voll Privatpersonen unterstützt den Verein, aber das würde hinten und vorne nicht reichen. Die Grundfinanzierung sichern die WIRO, die OSPA und die Rostocker Stadtwerke. Mit dem Gemeinschaftsprojekt »Lernen, aber satt« haben die drei Unternehmen vor zwölf Jahren die Patenschaft für Vereine übernommen, die an Rostocker Schulen ein kostenloses Frühstück zubereiten. »Es gibt leider zu viele Jungen und Mädchen, die ohne Brotdose in die Schule kommen – und mit leerem Bauch kann man nicht gut lernen«, erklärt WIRO-Geschäftsführer Ralf Zimlich. Mit dem finanziellen Rückgrat servieren fünf Rostocker Vereine und ihre Ehrenamtler im Jahr etwa 80.000 Frühstücksportionen.

Kontakt zum Verein: gemeinsamgrossklein@gmail.com / 0381 8772 9922