Exkursion in den Tierpark
Rostock hat viele Schätze zu bieten, die kaum bekannt sind. Wir stellen sie vor. Heute: der alte Tiergarten. Wer möchte, kann mit uns zu einer Exkursion aufbrechen.
Junge Rostocker denken beim Stichwort „Zoo“ an Pinguine, Raubkatzen und Affen, seit ein paar Jahren auch an das Darwineum. Den alten „Tier- und Pflanzengarten“ hat fast niemand mehr im Blick. Dabei ist er keineswegs verschwunden. Wer am Eingang Trotzenburg in die Anlage spaziert, der ist - meist ohne es zu wissen – schon mittendrin in der Historie.
Kristin Jacobi, seit 1983 Landschaftsarchitektin im Zoo, weist auf das kleine, betagte Kassenhäuschen. „Hier sind die Rostocker schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts reingegangen.“ Die 58-Jährige holt ein Foto aus den 1930er Jahren hervor, auf dem der Bau noch mit einem von Säulen getragenen Vorraum zu sehen ist. „Der wurde später geschlossen, um Platz für Büros zu schaffen.“ Mit einem Schmunzeln fügt sie hinzu: „Bis in die 70er-Jahre hat hier noch der Zoodirektor gesessen.“
Über dem Dach des Kassenhäuschens ragt ein Mammutbaum in den Himmel. „Er ist das älteste Lebewesen hier im Zoo.“ Mit dem Baum, den Rostocks Stadtförster Robert Schramm 1883 einpflanzte, hat genau genommen alles angefangen. Der Förster lebte zu jener Zeit in der abgelegenen Trotzenburg. Er hatte die Idee, neben seinem Ententeich ein paar ausländische Baumarten anzupflanzen, so wie es gerade modern war. Den Bergmammutbaum, der heute gut 35 Meter hoch und noch lange nicht ausgewachsen ist, zog er aus einem Samen und hätschelte ihn etwa drei Jahre lang, bevor er ihn ins Freie setzte. Andere Exoten kamen nach und nach dazu. Und schließlich legte Schramm auch noch einen Hirschgarten an, der später um Seeadler, ein Wildschwein und einen Bären erweitert wurde.
Als die Bäume und die Tiere des Försters gerade an den Wochenenden immer mehr Ausflügler anzogen, nahm im Jahr 1907 Wilhelm Schomburg, der Leiter des Gartenbauamtes, die Weiterentwicklung der Anlage in seine Hand. Christin Jacobi lässt ihren Blick von der Allee aus über die mittlerweile denkmalgeschützte und originalgetreu restaurierte Huftieranlage bis hin zum Rhododendronhain schweifen, den Schomburg gleich zu Beginn seiner Dienstzeit angepflanzt hat. Zu gerne würde sie einmal auf Zeitreise gehen und im damaligen Park spazieren gehen. Ihre Vorstellung: „Die Menschen haben sich ihre guten Kleider angezogen, um hier zu lustwandeln und gesehen zu werden. Die Bäume waren noch sehr klein, so dass alles viel sonniger gewesen sein muss. Nach dem Spaziergang war es üblich, in der Trotzenburg einen Kaffee zu trinken – man bekam dort allerdings nur heißes Wasser, den Kaffee musste man noch selber mitbringen.“
Kommen Sie mit auf Entdeckertour!
Am 10. Februar gehen wir mit Ihnen gemeinsam auf Entdeckertour. Treff: 13 Uhr, Zooeingang Trotzenburg. Uta Jahnke vom Denkmalpflegeamt und Landschaftsarchitektin Kristin Jakobi zeigen, wo der alte Tiergarten bis heute erlebbar ist. Anmeldungen unter Telefon 0381 4567-2356 oder per E-Mail an redaktion@wiro.de (Anzahl der Teilnehmer ist begrenzt).