Was krabbelt denn da?
Es regnet Strippen. Martin Feike war trotzdem erfolgreich, er zeigt seinen Fang im Becherglas. Eine Wanze.
Martin Feike war schon als Knirps begeistert von allem, was zwischen Grashalmen und Blättern krabbelt und fleucht. »Diese natürliche Neugier haben fast alle kleinen Kinder.« Es ist nur betrüblich, sagt der promovierte Biologe von der Rostocker Uni, dass das Interesse für die kleinen Tierchen meist schnell wieder versandet – oder gar ins Gegenteil umschlägt. In Angst vor Spinnen, Ekel vor Feuerwanzen. Das will er gemeinsam mit anderen Insektenfreunden ändern. »Insektenvielfalt fördern & Artenkenntnis entwickeln«* heißt das gemeinsame Projekt der Rostocker Uni und des MikroMINT-Schülerlabors.
Für heute Nachmittag hat das Team Jungen und Mädchen von allen Rostocker Schulen ins MikroMINT-Labor im CJD eingeladen. Ein Dutzend Kescher und Becherlupen liegen bereit, um auf dem Schulgelände krabbelnde und fliegende Beobachtungsobjekte einzufangen. Auf den Tischen stehen Mikroskope, um die Funde später zu betrachten – bevor sie wieder in die Freiheit entlassen werden. Auch die Wanze, die Martin Feike ins Netz gegangen ist, will er mit den jungen Gästen bestimmen. »Es gibt mehrere hundert Wanzenarten.« Die können die Besucher nachher klassisch im Buch nachblättern – oder bequemer mit einer App.
Die Biologie-Fachleute bringen Schulkindern ab Klasse 5 die kleinsten Tiere nahe. Sie besuchen Schulen und Begegnungszentren in MV, unternehmen Insektenexpeditionen auf dem Schulhof oder einer nahegelegenen Wiese. »Käfer und Spinnen sind überall«, sagt Rebecca Kain vom MikroMINT-Team. »Man muss nur genau hinschauen.«
Dass 20 Kinder auf ein paar Quadratmetern 100 unterschiedliche Arten finden, ist keine Seltenheit. Unterm Mikroskop sehen die Jungen und Mädchen die schillernden Farben und feinen Zeichnungen der Insekten – und die sind alles andere als abstoßend. »Das verändert den Blick auf die Natur.« Auch wenn das Insektensterben in aller Munde ist, fehlt es an Aufklärung, sagt Rebecca Kain. Mit Insektenhotels und Blühwiesen-Mischungen ist es nicht getan. »Das ist oft nur gut gemeint.« Mit ihren Mitstreitern versucht sie Schülern zu vermitteln, was wirklich etwas bringt. »Wir schauen uns mit den Klassen auf den Schulhöfen um und überlegen, wie man das Gelände insektenfreundlich umgestalten könnte.« Der einfachste Weg: nicht mähen, nicht schneiden oder rausrupfen. Wo eine Wiese wild wachsen darf, siedeln sich Insekten von ganz allein an.
*Das Projekt der Fachdidaktik Biologie der Universität Rostock und des MikroMINT wird im Rahmen des Bundesprogramms »Biologische Vielfalt« durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert.
»Insektenvielfalt fördern & Artenkenntnis entwickeln« I Terminabsprachen und Infos zu Workshops: Dr. Martin Feike I Tel. 0381 498-6195 insektenvielfalt{at}mikromint.de