Tolle Meile
Zu Besuch auf Rostocks Bummelmeile – die Lange Straße früher und heute.
Die prächtigste Straße weit und breit sollte sie werden. Für die Lange Straße war das Beste gerade gut genug: Säulen und Reliefs, Wandmalereien, handgefertigter Parkettfußboden, kunsthandwerkliche Details überall.
Jubel an der Baugrube
Am 30. Januar 1953 legte DDR-Staatschef Walter Ulbricht den Grundstein für die neue Rostocker Magistrale. An der Ecke zur Breiten Straße, unter dem Tabakgeschäft, hat er eine hellbraune Kapsel mit Urkunde und Tageszeitung versenkt. Zehntausende haben ihm vom Rand der Baugrube zugejubelt. Da waren die Arbeiten für die Straße des Nationalen Aufbauwerkes, so hieß sie bis 1957, schon in vollem Gange. Doppelt so breit wie die zerstörte Lange Straße, vom Bussebart bis zum Neuen Markt sollte die neue Hauptstraße reichen. Sogar ein Theater war auf dem Platz zwischen Stadthafen und Kröpeliner Tor geplant.
Knapp bei Kasse
Daraus, und aus etlichen anderen Plänen, wurde nichts mehr. Dr. Steffen Stuth, Leiter vom Kulturhistorischen Museum, weiß warum: In den 60ern wurde das Geld knapper, und Rostock brauchte schnell günstigen Wohnraum – das war mit der aufwändigen Stein-auf-Stein-Bauweise nicht machbar. Priorität hatten nun die Großplattenbauten in der neuen Südstadt.