Mit Sonne und Körperwärme
Die WIRO startet ein Experiment: In der Kuphalstraße entstehen bis zum nächsten Sommer zwei baugleiche Würfelhäuser mit je neun Wohnungen. Eines wird klassisch gebaut, das andere als Passivhaus.
Bauleiterin Kerstin Stunnack zeigt die Zeichnung vom Architekten: Von außen gleichen sich die beiden Häuser wie ein Ei dem anderen. Drei Stockwerke, schlicht und geradlinig, je neun Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern, auch die Grundrisse sind gleich.
Ohne klassische Heizung
Dafür sieht‘s im Innersten ganz unterschiedlich aus: Ein Würfel wird als Passivhaus gebaut, der andere klassisch. In der Hausnummer 67c sind die Außenwände extra gut gedämmt, die Fenster luftdicht und dreifach verglast. Die Wohnungen haben keine klassische Heizung, dafür ein spezielles Lüftungssystem. Im Haus daneben, Kuphalstraße 67d, ist die Dämmschicht dünner. Dreifach verglaste Fenster gibt es dort auch, aber keine kontrollierte Lüftung – und eben eine ganz gewöhnliche Heizung.
Luftdicht eingepackt
Die WIRO baut ihr erstes Passivhaus. Kerstin Stunnack ist gespannt auf den Alltagstest. Lohnen sich der hohe Aufwand und die Mehrkosten? »Wir können beide Häuser direkt gegenüberstellen und vergleichen.« Im Passivhaus wird mit der Wärme geheizt, die da ist: von der Sonne, die durch die Fenster und aufs Dach scheint, der Körperwärme der Bewohner und der Abwärme von technischen Geräten. Das Haus ist luftdicht eingepackt – dadurch entfleucht die Wärme nicht. Für gute Luft drinnen sorgt die Lüftungsanlage mit Auslässen in jedem Raum. Sie heizt durch Wärmerückgewinnung, leitet angewärmte frische Außenluft in die Wohnungen – und verbrauchte Luft wieder ab. Mieter können ihre Raumtemperatur über Regler beeinflussen. Erdkollektoren kühlen die Außenluft im Sommer ab, im Winter heizen sie zusätzlich vor. Den Strom für die Wärmepumpe produzieren Solarkollektoren. Wärmetauscher sorgen für warmes Wasser.
Rund um die Uhr
Eine Frage, die beim Passivhaus vielen in den Sinn kommt: Geht es wirklich ganz ohne altbewährtes Lüften? Kerstin Stunnack: »Weil die Technik rund um die Uhr arbeitet, funktioniert der Luftwechsel sogar effizienter.« Wer dem Frieden nicht traut, darf seine Fenster natürlich trotzdem öffnen. Nachteil: Im Winter kühlen die Räume schnell aus, das System braucht lange, um sie wieder aufzuheizen. Ein Passivhaus ist teurer im Bau. Dafür sinken der Verbrauch und die Heizkosten rapide. Es benötigt schätzungsweise nur ein Viertel der Heizenergie von einem normalen Neubau – und hat damit eine vorbildliche Umweltbilanz.