Schule fertig – was nun?
Im vergangenen Jahr stand alles Kopf. Auch für Schulabgänger war’s schwierig. Lukas Gresch, Projektleiter der Berufs- und Studienorientierungsmesse Jobfactory, weiß, wie sich Unternehmen und Azubis durch die Zeit gehangelt haben. Was er jungen Menschen jetzt rät:
Viele Unternehmen hatten eine schwere Zeit. Da steht die Ausbildung sicher nicht ganz oben auf der Agenda. Wurden viele Ausbildungsplätze gestrichen?
Tatsächlich gab es deutschlandweit einen Rückgang, 2020 wurden fast zehn Prozent weniger Ausbildungsverträge als 2019 geschlossen. Bei uns im Land sieht es etwas anders aus. In MV haben die Unternehmen alles daran gesetzt, auch im Lockdown praktische Ausbildung zu ermöglichen. Nur ein Beispiel: Weil die Hotels für Gäste geschlossen waren, haben Koch-Azubis beispielsweise fürs Personal gekocht. Viele Unternehmen sind kreativ geworden. Sie müssen schließlich an die Zukunft denken, es fehlen Fachkräfte.
Welche Herausforderungen gab es auf der anderen Seite für Schulabgänger?
Es gab keine Praktika, Schnuppertage in Betrieben oder an Hochschulen. Berufsmessen wurden abgesagt. Viele Jugendliche hatten es schwer, sich zu orientieren. Andere hatten feste Pläne – aber die sind zerplatzt. Ich denke da an Auslandsaufenthalte. Einige haben das Jahr überbrückt, mit einem FSJ oder einem Nebenjob. Besonders schwer war’s für Studenten: Vorlesungen fanden nur digital statt, soziale Kontakte blieben auf der Strecke. Jobs zur Finanzierung des Studiums fielen weg. Es gab mehr Studienabbrüche als sonst. Das Jahr hat für Lücken in Lebensläufen gesorgt.
Wie geht man am besten mit so einer Lücke um?
Auf jeden Fall nicht so kritisch! Ich bin sicher, die Unternehmen werden verstehen, wenn der Lebenslauf in diesen Zeiten nicht ganz geradlinig verlaufen ist. Wichtig ist, die Zeit sinnvoll zu nutzen, sich beispielsweise weiterzubilden.
Wie läuft ein Bewerbungsverfahren derzeit überhaupt ab?
Durch Corona haben Online-Bewerbungsverfahren einen enormen Schub bekommen. Vorstellungsgespräche oder Eignungstests finden oft digital statt. Darauf müssen sich Bewerber vorbereiten. Ganz wichtig: Technik und Internetverbindung vor dem Termin prüfen! Und auch wenn man während des Gesprächs zu Hause vorm PC sitzt, sollte man einen gepflegten Eindruck machen.
So weit sind andere Schulabgänger noch lange nicht – sie haben gar keinen Plan. Was raten Sie denen?
Es gibt mittlerweile gute digitale Formate. Nur ein Beispiel: Auf der Internetseite www.durchstarten-in-mv.de gibt es einen umfangreichen Berufe-Atlas, es finden Live-Chats statt. Oder sie suchen auf unserer Seite www.jobfactory.de im Talente-Filter nach passenden Berufen. Es finden digitale Berufsmessen und Elternabende statt. Trotzdem: Das ersetzt nicht die persönliche Ebene, praktische Einblicke sind nicht möglich. Darum ist es für uns ganz wichtig, dass die 24. Jobfactory im Oktober in Präsenz stattfindet. Wir wollen helfen, die Lücken aus dem vergangenen Jahr zu schließen. Viele Jugendliche sind verunsichert. Unser Anliegen ist es, ihnen Zuversicht und Sicherheit zu vermitteln. Die Unternehmen in MV suchen junges und motiviertes Personal! Es gibt hier in MV immer noch mehr Lehrstellen als Bewerber.
An wen richtet sich die Jobfactory? Und was bringt mir der Besuch?
Rund 100 Aussteller präsentieren sich: Betriebe, Verbände, Vereine, Hochschulen. Mehr als 400 Berufe und Studiengänge werden vorgestellt. Schüler, Eltern und Großeltern können persönliche Gespräche führen, sich an praktischen Stationen ausprobieren. Auch unser Rahmenprogramm lohnt sich. Unter anderem können Schüler kostenlos Bewerbungsfotos anfertigen lassen. Oder ihre Bewerbungsmappe von den Profis der Agentur für Arbeit anschauen lassen und sich Tipps holen.