Kein Standard
Wer auszieht, muss seine Wohnung zurückgeben, wie er sie beim Einzug vorgefunden hat. So steht‘s im Mietvertrag. Aber was, wenn man vor 72 Jahren eingezogen ist? Wie eine Mieterin in der Bremer Straße, die vor wenigen Wochen verstorben ist.
Als Birgit Fischer vom WIRO-KundenCenter Reutershagen zum ersten Mal in der 2-Raum-Wohnung stand, dachte sie kurz, sie ist im Museum. Die Tapete braunbeige gemustert, noch aus tiefsten DDR-Zeiten. In der Küche eine uralte Speisekammer. Fenster und Türen vergilbt, Fliesen kaputt, von Lichtschaltern und Steckdosen ganz zu schweigen. »Die Wohnung ist kein Einzelfall. Gerade in Reutershagen mit dem hohen Altbaubestand leben viele Mieter jahrzehntelang in derselben Wohnung.« Und hinterlassen ihre Spuren. Ziehen sie aus, muss die Wohnung hergerichtet werden, damit sie aktuellem WIRO-Standard entspricht – für den nächsten Mieter. Mit neuer Tapete und einem anderen Fußbodenbelag ist es oft nicht getan. Einige Mieter haben selbst gefliest, Holzbalkendecken eingezogen und Wände verkleidet. Überhaupt: jede Menge Marke Eigenbau – der so nicht bleiben kann. Selbst Grundrisse entsprechen teilweise nicht mehr den Brandschutzvorschriften, weil Mieter früher um- und ausgebaut haben.
Alle Gewerke müssen organisiert und koordiniert, die Arbeiten überwacht werden. »Die Sanierungen sind aufwändig, neben der normalen Wohnungsverwaltung schwer zu stemmen«, weiß Birgit Fischer aus Erfahrung. Für ihr Team aus Reutershagen war das lange Zeit Alltag. »Es wurden immer mehr Projekte und wir haben überlegt, wie es effektiver geht«, erklärt Manuela Nimmich, Leiterin des KundenCenters. Die Lösung: Birgit Fischer und Claudia Hempe kümmern sich nun von A bis Z um alle Leerwohnungen mit Sanierungsbedarf. Dafür wurde die Arbeit im Team neu strukturiert: Den Bestand der zwei Wohnungsverwalterinnen haben die Kollegen unter sich aufgeteilt, dafür nehmen die Leerwohnungskoordinatorinnen ihnen die »Problemfälle« ab. Als studierte Bauingenieurin ist Birgit Fischer vom Fach. Claudia Hempe hat kürzlich eine Weiterbildung zur Immobilientechnikerin gemacht: »Wir sehen, was getan werden muss, haben guten Kontakt zu den Handwerkern und halten den Zeitplan so straff wie möglich. Dadurch geht es am Ende schneller.« Das Ziel: kürzere Leerstandzeiten. Innerhalb von zwei Monaten soll jede Wohnung saniert und bezugsfertig sein. In der Bremer Straße ist in den vergangenen Tagen viel passiert: Die alten Innentüren wurden ersetzt, die olle Speisekammer ist rausgebrochen, Tapete und Heizkörper sind neu. Auch das Bad ist saniert. Nur die alten Dielen, die lange unter PVC versteckt waren, werden noch abgeschliffen.