Rettungsschwimmer gesucht
Die Badesaison ist vorbei. Es sind noch nicht alle Zahlen ausgewertet, aber es zeichnet sich jetzt schon ab: Es sind noch mehr Menschen ertrunken als im Vorjahr, die Tendenz der vergangenen Jahre setzt sich fort. Bis Ende Juli waren es 253 in ganz Deutschland.
Holger Lückert, stellvertretender Vorsitzender der Rostocker Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), sieht die Entwicklung mit Sorge. »Meist ist Übermut schuld.« Die Menschen gehen ins Wasser, obwohl am Rettungsturm die rote Flagge weht – und eigentlich alle an Land bleiben sollen. »Sie unterschätzen die Strömung, die Entfernungen, die Wassertemperatur.« Es wären mit Sicherheit noch mehr Menschen an Badeseen, in Flüssen, in Nord- und Ostsee ertrunken, wenn nicht viele Badestellen von ehrenamtlichen Rettungsschwimmern überwacht würden. Freiwillige zu finden, die ihren Urlaub und ihre Wochenenden opfern, um anderen das Leben zu retten, wird immer schwieriger, sagt Holger Lückert. Der pensionierte Soldat bildet Rostocker zu Rettungsschwimmern aus. Die Jüngsten kraulen heute in der WIRO-Schwimmhalle Gehlsdorf. Jungen und Mädchen, die noch in die Grundschule gehen. Bis sie offiziell Leben retten können, ist es ein langer Weg. »Wir steigen nach dem Seepferdchen mit Schwimmkursen ein – und hoffen, dass wir einige Kinder bis zum Rettungsschwimmer mitziehen.«
Mit zehn Jahren können Kinder ihren Juniorretter ablegen. Zur Prüfung gehören Schwimmen in Kleidern, eine kleine Rettungsübung, unterschiedliche Schwimmtechniken. Zwölf Jahre sollten Kandidaten mindestens alt sein, die danach das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen Bronze machen wollen. Sie müssen Befreiungsgriffe beherrschen, Transportschwimmen, Tauchen auf Strecke und in die Tiefe, verschiedene Sprünge, Herz-Lungen-Wiederbelebung. Das reicht aber immer noch nicht, um Dienste auf einem Rettungsturm zu übernehmen. Dazu braucht man mindestens das Abzeichen in Silber: mehr Aufgaben in kürzerer Zeit, Erste-Hilfe-Kurs und eine anspruchsvolle Theorieprüfung. Und: Den Rettungsschwimmer muss man alle zwei Jahre auffrischen. Neben den »Wiederholern« legen pro Jahr rund 20 Neueinsteiger die Prüfung zum Rettungsschwimmer ab. Der nächste Kurs startet Ende des Jahres, das Datum steht noch nicht fest. »Wir müssen auf den Abschluss der Bauarbeiten in der Neptunschwimmhalle warten.«
Übrigens mangelt es nicht nur an motivierten freiwilligen Rettern. »Auch qualifizierte Ausbilder müssen nachkommen. Junge Leute dafür zu begeistern, ist schwer.« Der DLRG übernimmt mittlerweile sogar die Kosten für den Trainerschein. Alle Kurse und Infos auf bez-rostock.dlrg.de