Für gute Tage
Willkommen bei der Tagespflege der WIRO-Tochter PIR – Pflege in Rostock GmbH in Reutershagen.
Ein Tag kann lang werden, allein zu Hause. Aber heute ist Mittwoch – und das ist ein guter Tag für Ingeborg Köhn. Um halb acht steht der Johanniter-Bus vor ihrer Haustür im Hansaviertel, sammelt noch ein paar Bekannte in der Umgebung ein und setzt das Grüppchen vor der Ernst-Thälmann-Straße 25 ab. Willkommen bei der Tagespflege der WIRO-Tochter PIR – Pflege in Rostock GmbH in Reutershagen.
Da merke ich: Ich lebe noch
Sandra Keller arrangiert die letzten beiden Kaffeetassen – fertig. Ein üppig gedeckter Frühstückstisch,
mit geschnippeltem Gemüse, gekochten Eiern, Brötchen, Käse. Vor jedem Platz steht ein Namensschild, an jedem Glas steckt eine Klammer mit einem Namen drauf. »Damit später keiner sein Glas verwechselt«, erklärt die Betreuungskraft der PIR auf dem Weg zur Tür. Sie begrüßt Thea Schlundt. Die Reutershägerin ist 89 Jahre alt und kommt seit der Eröffnung im April zwei Mal pro Woche. Ihre Töchter besuchen sie zu Hause täglich. Aber die Stunden mit den anderen Senioren sind für die gelernte Schneiderin wie ein Jungbrunnen. »Das fordert mich heraus, da merke ich: Ich lebe noch.«
Was machen wir heute?
Aufs ausgiebige Frühstück folgt die Bewegungseinheit. Yoga, Sturzprävention, Gymnastik, dynamisches Stehen oder – so wie heute – Kraft und Balance. Betreuerin Sandra Keller turnt vor, die Senioren stehen hinter ihren Stühlen und machen nach: Ausfallschritt nach vorn, zur Seite, Hüfte und Arme kreisen lassen. Thea Schlundt kommt aus dem Takt, nimmt’s mit Humor. Sie flüstert ihrer Sitznachbarin Ingeborg Köhn etwas zu, die beiden kichern.
Danach sind die grauen Zellen gefordert. Entweder beim Gedächtnistraining, Zeitungsschau oder
Vorlesen, beim gemeinsamen Singen. »Was machen wir heute?«, fragt Pflegefachkraft Ramona Voß in die Runde. Die meisten gehen raus auf die Terrasse, setzen sich an den großen Gartentisch. Darauf: Gesellschaftsspiele, Teller mit Obstspießen, eine Schachtel Schokolade. Thea Schlundt schnappt sich das Halma-Spiel. Betreuerin Johanna Schmied erklärt am anderen Ende vom Tisch, wie Mühle funktioniert. »Wir richten uns nach den Wünschen unserer Besucher«, sagt Ramona Voß. So gab’s schon Makramee-Kurse, auch das Wellness-Verwöhn-Programm kommt gut an. Bald startet das Strickcafé, und Tanztee soll auch ins Programm.
Während die anderen spielen, klappert’s in der Küche
Herr Joswig sitzt am Tresen und putzt Erdbeeren. Die kommen später auf die Törtchen fürs Kaffeekränzchen. Hochkonzentriert halbiert der Senior Beere für Beere, schneidet den grünen Bibs raus. Herr Joswig ist ein Charmeur. Immer zuvorkommend und höflich, manchmal gibt’s sogar einen Handkuss für die Damen. An drei Tagen pro Woche ist er in der Tagespflege, an den anderen betreut ihn seine Gattin. Die Zeit, in der das Team der PIR übernimmt, bedeutet für sie: Verschnaufpause. Jens Bühring, stellvertretender Pflegedienstleister: »Es ist wichtig für pflegende Angehörige, dass sie Zeit für sich finden. Denn der Alltag ist sehr herausfordernd.« Aber die meisten Besucher leben allein, werden zu Hause vom Pflegedienst versorgt. »Die Tagespflege ermöglicht soziale Kontakte und Struktur«, erklärt Jens Bühring. »Ziel ist es, dass Menschen, die pflegebedürftig sind, so lange wie möglich im eigenen zu Hause wohnen können.«
Wir verstehen uns hier alle miteinander
Heute gibt’s zum Mittag Spargel. Frau Klepke würfelt Tomaten für den Salat, mit frischem Basilikum aus Sandra Kellers Garten. Ingeborg Köhn schält den Spargel. »Es macht mir großen Spaß, für andere zu kochen.« Die 71-Jährige war immer Hausfrau mit Leib und Seele. »Aber zu Hause für mich allein lohnt das nicht.« Sie genießt die Geselligkeit, die Bekanntschaften. Beispielsweise mit Herrn Joswig, die beiden spielen gern Schach. »Wir verstehen uns hier alle miteinander.«
Wir wollen es familiär halten
Auf 300 Quadratmetern gibt es genug Platz für gesellige Runden und Ecken, um sich zurückzuziehen. Der große Aufenthaltsraum mit Essbereich und der offenen Küche ist das Herzstück. Davon gehen ab: die kleine Bibliothek, ein Pflegezimmer für Therapien, der Salon mit bequemen Liegesesseln und Elektrokamin, ein Pflegebad mit Dusche. Platz genug für etwa 20 Besucher am Tag. »Wir wollen es familiär halten,« so Jens Bühring. »Wir kennen unsere Gäste, ihr Leben, ihre Vorlieben. Das ist uns wichtig.« Noch gibt es ein paar freie Plätze.
Das fünfköpfige Tagespflege-Team aus Pflegefachkräften und Betreuern versorgt die Senioren
zwischen 66 und 95 Jahren von Montag bis Freitag zwischen 8 und 15:30 Uhr, vom Frühstück bis zum
Kaffeetrinken. Manche kommen täglich, andere nur einmal in der Woche. Der Fahrdienst holt sie
morgens ab und bringt sie am Nachmittag wieder nach Hause.