Keine Einfahrt
Zwei Millionen Autos sind in den vergangenen 22 Jahren durch die Tiefgarage »City« in der Langen Straße gerollt. Sie haben auf den Beton gedrückt, Streusalze verteilt, die an den Reifen klebten, kurzum: Sie haben dem unterirdischen Bauwerk zugesetzt. Darum wird jetzt saniert.
Bauleiter Ralf Mielke steht unter dem großen Rolltor. Normalerweise fährt hier ein Auto nach dem anderen ein. Heute kommt keins. Die Einfahrt ist seit Mai gesperrt und bleibt es noch bis Ende des nächsten Jahres. Der Bauingenieur der WIRO führt runter in das erste Parkdeck – oder das, was davon übrig ist. Der graue Kunststoffbelag auf dem Fußboden ist verschwunden. Der Beton fehlt an einigen Stellen, gibt den Blick auf die blanke Bewehrung darunter frei. Metallkonstruktionen stützen Säulen und Wände.
Einfluss auf die Statik
Seit 22 Jahren betreibt die WIRO-Tochter Parkhaus Gesellschaft Rostock, kurz PGR, die Tiefgarage mit 350 Stellplätzen. Warum sie dringend saniert werden muss: Die Autoreifen haben über die Jahre Salze und Feuchtigkeit eingetragen. »Durch Risse sind sie in den Beton eingedrungen, haben die Bewehrung aus Stahl darunter angegriffen«, erklärt Ralf Mielke. Durch die permanente mechanische Belastung wurden die Schäden immer größer. Korrosion, abgeplatzter Beton und Risse, feuchte Ecken – es kamen auf den fünf Etagen viele Schwachstellen zusammen. »Das hätte irgendwann Einfluss auf die Statik.« Darum gab es zur Sanierung keine Alternative. Experten haben mit moderner Technik jeden Quadratmeter analysiert und betroffene Flächen definiert. Allein 1.600 Quadratmeter Boden kamen am Ende zusammen. Die werden nun in Etappen saniert, strangweise über alle fünf Etagen. Angefangen mit den Wänden und Pfeilern, Böden und Decken folgen.
15 Meter tief unter der Erde
Die Tiefgarage hat die WIRO Ende der 90er-Jahre unter die Fünfgeschosser in der Langen Straße gebaut – bis 15 Meter tief unter die Erde. Das Gute: Wohngebäude und Tiefgarage sind zwei getrennte Bauwerke. Das reduziert Schall und Erschütterungen während der Bauarbeiten. Trotzdem ist es manchmal laut. Vor allem am Anfang, als der komplette Kunststoffbelag abgefräst wurde, mussten die Mieter Krach aushalten, erklärt Ralf Mielke. »Wo es geht, wählen wir Technologien, die Belastungen für Mensch und Bauwerke geringhalten.« So hat die WIRO nachträglich den Schallschutz erhöht. Der Beton wird mit einem Hochdruckwasserstrahl abgetragen – und nicht mit einem lauten Bohrhammer weggestemmt. »Das ist eine sehr effektive Methode, die wenig Erschütterungen erzeugt.« Manchmal fragen die Mieter von oben sogar, ob die Arbeiten ruhen, weil sie tagelang nix hören, berichtet Polier Andreas Schmidt vom Hauptauftragnehmer Züblin AG. Die freigelegte Bewehrung wird mit einem Sandstrahl entrostet, muss teilweise auch erneuert werden. Anschließend wird in einem Trockenspritzverfahren frischer Beton aufgetragen. Ralf Mielke: »Das ersetzt das aufwändige Einschalen.« Auch Haustechnik samt Beleuchtung werden im nächsten Jahr erneuert. Und neue Farben für die Parkdecks sind geplant. »Nicht mehr grau und dunkel, sondern freundlich und kontrastreich.«