Das Leben ist ein Ponyhof
Wie der Rostocker Franz Krause für eine Filmrolle jünger wurde und rote Haare bekam.
Franz kennt sich aus mit Segelrevieren. Der Gardasee sei ein gutes Revier, erzählt er. Lanzarote auch. Die Ostsee vor Travemünde eher nicht so. Franz segelt seit sieben Jahren. Mit der kleinsten Klasse, dem Optimist, hat er angefangen. Mittlerweile sitzt er auf dem »49er«, einer wendigen Jolle, gemeinsam mit seinem Segelpartner Lars. Sie sind ein gutes Team, eingespielt.
Auch mit Teamarbeit kennt sich der 16-jährige Franz Krause gut aus. Und das hat mit der anderen Leidenschaft des Rostockers zu tun: dem Schauspielen. Bei Dreharbeiten müssen auch viele Menschen harmonieren, vor und hinter der Kamera. Vor kurzem bekam er seine erste tragende Rolle in einem Kinofilm. Dafür musste Franz jünger werden. Und sein Äußeres verändern.
»Ponyherz – wild und frei« heißt der Streifen nach einem Buch von Autorin Usch Luhn. Franz spielt Lorenz, zwölf Jahre alt. Kein Problem für Franz, zumal die Figur recht reif angelegt sei, sagt er. Und: Lorenz sollte nicht blond sein wie Franz, sondern rothaarig. Eigentlich auch kein Problem, nur dass Franz wochenlang mit knallroten Haaren herumlief. Lorenz ist der beste Freund der Hauptfigur des Films, Anni. Lorenz lebt bei seinem Onkel auf einem Pferdehof und kümmert sich um die Tiere. Weitere Figuren werden unter anderem von Dieter Hallervorden und Peter Lohmeyer gespielt.
Ahnung von Pferden hatte Franz vor den Dreharbeiten nicht. Also musste er reiten lernen, was für den sportlichen jungen Mann aber kein Problem war. Das Leben ist ein Ponyhof. Aber ganz so einfach war der Weg in die Rolle denn doch nicht. Schon als Kleinkind schlüpfte Franz in Rollen. Als er ein Buch über die Dreharbeiten von »Harry Potter« las, war ihm klar: Ich werde Schauspieler. Mit Unterstützung seiner Eltern bewarb er sich bei einer Agentur in Berlin. Es gab ein Casting. »Wir mussten Szenen in einer Schule spielen«, erinnert er sich. Die Agentur nahm Franz auf, und dann bekam der Rostocker in regelmäßigen Abständen kleinere Rollen in größeren Produktionen, vor allem von ARD und ZDF: in der Serie »Morden im Norden« zum Beispiel. Vor zwei Jahren kam dann die Anfrage wegen der »Ponyherz«-Rolle. Nach mehreren Castingrunden blieben vier Jungen für die Rolle übrig. Franz setzte sich durch.
Die Dreharbeiten fanden in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen statt. Insgesamt 22 Tage, während der Schulzeit. »Ich bekam Aufgaben von der Schule, hatte einen Lehrer am Set und musste mir viel selber erarbeiten.« Das Leben ist doch kein Ponyhof. In dem Film steuert Franz eine Kutsche und reitet auch oft. Während des Drehs allerdings nur Schritt, die Galopp-Szene übernahm ein Double. Die Themen des Films sind groß: »Es geht um Selbstfindung, Freiheit und Akzeptanz. Darum, nicht alles negativ zu sehen.«
Wenn der Film ab 24. August in die Kinos kommt, dann hat Franz die nächste Meisterschaft im Segeln hinter sich – die Jugendweltmeisterschaft in Travemünde. Und segelt wieder auf der Ostsee vor Warnemünde. »Das beste Segelrevier der Welt!« Also Segelprofi oder Profi-Schauspieler – wie stellt sich der junge den älteren Franz vor? Nichts von beidem. »Augenarzt«, antwortet er trocken auf die Frage nach seinem Berufswunsch. Als Kind habe er mal eine AugenOP gehabt, das habe ihn total fasziniert. Langeweile dürfte bei Franz also nicht aufkommen. Es leben viele Tiere auf seinem Ponyhof.
Text: Matthias Schümann