Englisch oder wild?

Susan Rätzel, Garten- und Landschaftsplanerin der WIRO.
Susan Rätzel, Garten- und Landschaftsplanerin der WIRO. Foto: DOMUSIMAGES

Grünzeug sprießt gerade wie verrückt, man kann fast dabei zugucken. Viele Mieter freuen sich über die saftigen Wiesen – andere hätten´s gern kürzer. Wir haben bei Susan Rätzel, Garten- und Landschaftsplanerin bei der WIRO, nachgefragt.

Englischen Rasen sucht man in Rostock aktuell fast vergebens. Ist Mähen aus der Mode gekommen?
»Das Wetter war in den vergangenen Wochen feucht und warm – optimal fürs Pflanzenwachstum. Unsere Hausmeister und die Gartenbaufirmen, die wir mit der Pflege in den Quartieren beauftragt haben, kommen kaum hinterher. Normalerweise ist ein- bis zweimal im Monat Mähen angesagt, aber das reicht bei diesen Bedingungen kaum. Dazu kommt: Manche Pflegefirmen haben personelle Probleme, sie finden nicht ausreichend Arbeitskräfte. Darum müssen sich Mieter manchmal etwas gedulden.«

An manchen Stellen ist der Wildwuchs auch gewollt, oder?
»In vielen Stadtteilen haben wir Wildblumenwiesen. Dort wird selten gemäht, alles darf wachsen. Das passiert nicht willkürlich. Wir legen in großen Innenhöfen oder auf anderen Freiflächen einzelne ›wilde Ecken‹ fest. An manchen Standorten, beispielsweise neben dem Parkhaus Schillingallee, haben wir auch mehrjährige Blühwiesen angelegt.«

Wozu ist das gut?
»Im hohen Gras finden Bienen, Schmetterlinge, andere Insekten und Singvögel Unterschlupf und Nahrung. Insekten sind wichtig als Bestäuber und als Nahrung für die Vögel. In den wilden Wiesen wachsen vielfältige Blumen, Gräser und Kräuter. In Trockenphasen, wie im vergangenen Sommer, sorgen die hohen Halme für weniger Verdunstung, es bleibt mehr Wasser im Boden.«