Neuer Beruf gefällig?

Alexander Seemann
Alexander Seemann. Foto: DOMUSIMAGES

Ein Beruf fürs ganze Leben? Das war früher selbstverständlich. Weil ein Berufsleben heute nicht immer schnurgerade verläuft, gibt’s bei der Agentur für Arbeit neuerdings Berufsberater extra für Erwachsene. Alexander Seemann ist einer von ihnen.

Wir dachten, Berufsberatung gibt´s nur für Schulabsolventen?
»Das war lange so. Früher hat man nach der Schule eine Ausbildung gemacht und dann oft für den Rest des Lebens im Beruf gearbeitet. Seit ein paar Jahren wandelt sich die Arbeitswelt massiv. Berufsbilder verändern sich durch die Digitalisierung oder verschwinden. Wegen der demografischen Entwicklung müssen Arbeitnehmer länger arbeiten. Aus diesen und anderen Gründen orientieren sich viele Beschäftigte im Laufe ihrer Karriere neu. Dieser Entwicklung wollen wir gerecht werden. Seit drei Jahren berät mein Team Erwachsene, die beruflich neue Wege gehen wollen. Unsere Kunden sind zwischen 24 und 61 Jahre alt.«

Muss ich arbeitslos gemeldet sein, wenn ich zu Ihnen in die Arbeitsagentur komme?
»Nein. Wer zu uns kommt, ist oft in einer Beschäftigung. Wir haben schon Beamte und Lehrer beraten, die sich verändern wollen oder Mütter, die nach Jahren zu Hause wieder einsteigen möchten. Aber auch Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten können. Vor allem richten wir uns an Menschen, die nie eine Ausbildung gemacht haben und das nun nachholen möchten. Wir unterstützen bei der Berufswahl und bei der Suche nach Fördermöglichkeiten. Es muss aber nicht immer eine Ausbildung oder Umschulung sein. Es gibt auch andere Lösungen und Alternativen, manchmal sogar im eigenen Berufsfeld.«

Haben Sie ein gutes Beispiel aus Ihrem Alltag?
»Eine meiner ersten Kundinnen: Eine Frau, die Hauswirtschafterin gelernt, aber nie in dem Beruf gearbeitet hat. Sie hatte Hilfsjobs in der Gastronomie, bekam zwei Kinder. Die Familie litt unter den Schichten, der Nachtarbeit. Die Frau wollte geregelte Arbeitszeiten und einen neuen Beruf lernen. Wir haben analysiert, wo ihre Interessen liegen, was mit ihrem Familienleben vereinbar ist. Sie hat eine zweijährige Umschulung zur medizinischen Fachangestellten gemacht, arbeitet mittlerweile in einer Arztpraxis und ist sehr froh über ihre Entscheidung. Ein anderer Fall: Ein Mann kam vor einigen Jahren aus dem Iran nach Deutschland. Seine technische Ausbildung wurde hier nur teilweise anerkannt, darum hat er sich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen. Irgendwann hat sein Rücken die schwere Arbeit nicht mehr mitgemacht, und er kam zu mir. Die Lösung war am Ende relativ einfach: Sein theoretischer Abschluss aus dem Iran war in Deutschland akzeptiert, er musste für den Abschluss nur noch den praktischen Teil nachholen, also eineinhalb Jahre im Beruf arbeiten. Wir haben einen Arbeitgeber gefunden, der ihn jetzt beschäftigt. Bald ist er fertig und dann ausgebildeter Mechatroniker für Kältetechnik.«

Wie kommt man zu Ihnen?
»Da wir hauptsächlich Berufstätige beraten, arbeiten wir sehr flexibel. Gespräche finden auch außerhalb der gewohnten Sprechzeiten statt. Und wir beraten nicht nur in der Arbeitsagentur. Wir treffen uns außerhalb, wenn der Kunde das bevorzugt, reden beispielsweise bei einem Spaziergang. Wir halten auch Vorträge, digital oder beispielsweise in Volkshochschulen. Da geht es um berufliche Orientierung und Weiterbildung. Wir stellen Berufsbilder vor. Wir geben Tipps für zeitgemäße Bewerbungsunterlagen oder informieren über Möglichkeiten des Quereinstiegs, der mittlerweile in vielen Bereichen möglich ist.«

Berufsberatung im Erwerbsleben: Terminvereinbarung unter 03831 259 259 oder E-Mail an Rostock.Vorankommen{at}arbeitsagentur.de